Die Ausstellung zeigt Arbeiten von Malte Frey und Julian Reiser, die unter Corona-Produktionsbedingungen entstanden sind. Zwischen Paris, Münster, Recklinghausen und Hamburg wurde das Wohnzimmer zum Atelier, der Schreibtisch zur Staffelei, der Bildschirm zur Leinwand und der digitale Raum zur Ausstellungsfläche. Aus der Notwendigkeit heraus flüchteten die beiden Maler, die sich dezidiert nicht als digital artists verstehen, ins Virtuelle, um ihre übliche künstlerische Praxis weiterverfolgen zu können.
Die während dieser Zeit entstandenen Werke machten auf diese Weise ihr Debut in einem digitalen Ausstellungsraum auf Front-Gallery.com. Die Ausstellung „Blender“ (front-gallery.com) der beiden Künstler transferierte ihre realen Werke in die virtuelle Sphäre. Diese wird nun mit der Ausstellung im FAK zurück in den physisch erfahrbaren, gänzlich analogen Raum transportiert. Keine Screens, keine Elektronik.
„Drinnen ist immer schön“ ist somit per se nichts Neues – nur eine Verschiebung. Doch genau in dieser Verschiebung steckt das Potential: Sie besetzt die realen Räumlichkeiten des FAK, die sich dem Aufbau des digitalen Space unterordnen müssen. Fast auf missachtende Weise werden die substanziellen Gegebenheiten des Ausstellungsraumes für eine Rekonstruktion des digitalen ignoriert. Das Ergebnis ist ein Glitch. Es ist nicht eine Ausstellung im Raum, sondern eine Ausstellung und Raum.
Damit spielen die Künstler auf eine Reihe verschiedener Fragestellungen an, die das Verhältnis und die Vormachtstellung von Realem oder Digitalem thematisieren. Wo entstehen Möglichkeiten, wo bilden sich Grenzen ab? Nicht zu übersehen ist eine unterschwellige Andeutung auf die durch die pandemiebedingte Verschiebung des Digitalen in die eigenen vier Wände und dadurch entstehende Diskrepanzen. So wie der Transfer von Digitalem ins Analoge nur bedingt möglich ist, lässt sich auch der des Realen ins Virtuelle hinterfragen.
Die einzelnen Werke der Ausstellung vertiefen die Fragen um die reale, haptische Welt und die digitale. Malte Freys koloristische Malerei führt uns eine unwirkliche, an Videogames erinnernde Variante der Realität vor Augen. Die Kombination mit abstrakt-geometrischen Elementen stellt die Materialität des Gemäldes in den Vordergrund, dekonstruiert dabei das vermeintlich Reale weiter und eröffnet eine neue Rezeptionsebene. Es sind Arbeiten, die ihr eigenes Medium und ihre Materialität sowie den aktuellen Status von Malerei in unserer globalisierten, zunehmend digitalen Welt ergründen.
In der Schwarz-Weiß-Serie „When the money disappears” befasst sich Julian Reiser mit den wirtschaftlich-monetären Strukturen des Kunstsystems. Stille Interieurs mit bekannten Kunstwerken an den Wänden stehen einem klaffenden Schwarz gegenüber. Sie sind ein Hinweis darauf, dass Kunst etwas Reales ist, etwas Greifbares, dessen Wert jedoch von externen Faktoren bestimmt wird. Die Gegenüberstellung deutet eine Zukunft an, in der der Stellenwert von Kunst ungewiss ist.